Ist die 64-Bit-Version für Windows besser? (2024)

Ratgeber

Microsoft will die 32-Bit-Architektur seines Betriebssystems langsam aussterben lassen.Unser Ratgeber erläutert, was die Entscheidung des Softwareunternehmens für Nutzer von Windows 10 bedeutet und welche Auswirkungen sie auf Soft- und Hardware hat. Auch wie Sie auf die modernere 64-Bit-Plattform von Windows 10 umsteigen, lesen Sie hier.

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Von Peter Stelzel-Morawietz

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Image: © profit_image – AdobeStock

„Microsoft schafft 32-Bit-Version von Windows 10 ab“ und „Microsoft zieht den Stecker: Das Ende für Windows 10 in 32 Bit“ hieß es vor einigen Wochen plakativ. Sollte der US-Konzern tatsächlich die 32-Bit-Variante seines Betriebssystems mitsamt Support einstellen? Was würde das für die Anwender bedeuten, die ihre PCs, Notebooks und Tablets noch nicht auf der modernen 64-Bit-Architektur laufen lassen? Wie würde sich das auf die verwendete Soft- und Hardware auswirken?

Betrachtet man genauer, was Microsoft tatsächlich angekündigt hat, ist zunächst Entwarnung angesagt. Wer bereits mit der 32-Bit-Variante von Windows 10 arbeitet, kann das auch weiterhin tun. Ob und wann das sinnvoll oder sogar zwingend ist, ist eine ganz andere Frage. Wir gehen deshalb den Unterschieden der 32- und 64-Bit-Plattformen, ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen, Voraussetzungen, möglichen Inkompatibilitäten auf den Grund und klären auch die Frage der Umstellung.

32 Bit am Ende? Was Microsoft wirklich angekündigt hat

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©Sony

Ab Windows 10 Version 2004 müssen alle neuen Rechner mit vorinstalliertem Betriebssystem die 64-Bit-Version verwenden, für den OEM-Vertrieb gibt Microsoft 32 Bit also nicht mehr frei. Seit dem „Mai-Update“ von Windows 10 können die Hardware-Hersteller deshalb nicht mehr wählen, mit welcher Variante sie ihre Computer ausliefern – aber auch wirklich nur die Hersteller. Denn zugleich versichert Microsoft , weiterhin Funktions- und Sicherheitsupdates für alle laufenden 32-Bit-Systeme zur Verfügung zu stellen. Ebenso sollen Endkunden zukünftig 32-Bit-Installationsmedien erstellen können, um Windows 10 neu aufzusetzen. Solche Installations-DVDs oder -Sticks erstellen Sie mit dem Media Creation Tool von Microsoft, oder mit Rufus portable und Windows ISO Downloader .

Das ist der Status quo. Microsoft sorgt also erst einmal dafür, dass die ohnehin kaum noch eingesetzte 32-Bit-Architektur weiter auf neuen Systemen auf den Markt kommt. Erst zu einem späteren Zeitpunkt könnte dann der zugehörige Support eingeschränkt werden. Ein Zeitplan dazu existiert zumindest öffentlich noch nicht, ersten sanften Druck übt Microsoft mit seiner Ankündigung jedoch aus.

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32- und 64-Bit-Architektur: Unterschiede, Vor- und Nachteile

Ohne hier auf genaue Details wie Verarbeitungsbreite, Adressregister & Co. eingehen zu können, bietet 64 Bit gegenüber 32 Bit doch eine ganze Reihe Vorteile und stellt somit die schnellere und modernere Plattform dar. Voraussetzung für ihre Nutzung ist, dass die Hardware und hier insbesondere der Prozessor sowie die Software inklusive Betriebssystem und Treibern 64 Bit unterstützen.

In die Windows-Welt zog die Architektur 2001 mit der speziellen Windows XP 64-Bit-Edition ein. 2005 folgte die Windows XP Professional x64 Edition, die von nun an auch 32-Bit-Software unterstützte. Diese parallele Nutzung von 32- und 64-Bit-Software stellt einen der Faktoren für den Erfolg der 64-Bit-Plattform dar. „Neue“ und „alte“ Programme laufen – von einer wichtigen Ausnahme abgesehen, auf die wir gleich zurückkommen – einfach weiter. Umgekehrt gilt das nämlich nicht, 64-Bit-Programme lassen nicht auf 32-Bit-Betriebssystemen installieren.

Ein wesentlicher Nachteil der 32-Bit-Variante von Windows ist die Limitierung des Arbeitsspeichers: theoretisch auf vier GByte, praktisch können vom Betriebssystem sogar nur gut drei GByte genutzt werden. Das aber bremst moderne PCs und Anwendungen unnötig aus. Mehr und zusätzlicher Hauptspeicher machen also erst unter der 64-Bit-Architektur Sinn, Windows 10 Home unterstützt da bis zu 128 GByte RAM, die Pro-Version sogar bis zu zwei TByte. Ferner lässt sich ein PC de facto nur mit installiertem 64-Bit-Windows im echten Uefi- statt im Legacy- oder CSM-Kompatibilitätsmodus (Compatibility Support Modul) betreiben.

Nun ist Uefi natürlich kein Selbstzweck, sondern bietet entscheidende Vorteile: Es unterstützt sicheres Booten (Secure Boot), mehr als vier primäre Partitionen, die einfachere Parallelinstallation mehrerer Betriebssysteme und bequemere Firmware-Updates. Zudem können einzelne 32-Bit-Prozesse unter 32-Bit-Windows normalerweise nur zwei GByte verwenden; das bremst manche Software aus.

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Außerdem werden Datenträger mit mehr als zwei Terabyte Speicherkapazität vollständig nur vom GPT-Partitionsschema unterstützt, und das ist an den Uefi-Betrieb gekoppelt. Wie Sie den PC – vorausgesetzt, Sie haben Windows 10 als 64-Bit-System installiert – schnell vom Bios- in den Uefi-Betrieb umstellen, lesen Sie im Kasten unten auf dieser Seite. Schließlich setzen einige Sicherheitsfunktionen von Windows 10 die 64-Bit-Plattform voraus, beispielsweise die Systemanmeldung ohne Passwort über Windows Hello durch das Erkennen von Fingerabdruck oder Gesicht. Neben diesen Vorteilen hat die 64-Bit-Version auch einen potenziellen Nachteil: Während normale 32-Bit-Programme problemlos laufen, benötigt jede Hardware-Komponente explizit einen 64-Bit-Treiber – mit 32-Bit-Treibern lassen sich die Geräte nicht nutzen. Während die meisten Geräte und Komponenten vom aktuellen Betriebssystem problemlos erkannt werden, kann das bei älteren Scannern oder Druckern problematisch sein. Hier muss man gegebenenfalls im Internet selbst nach passenden Treibern suchen, gegebenenfalls zusammen mit dem Stichwort „Vista“, weil Windows Vista erstmals eine gewisse 64-Bit-Verbreitung fand.

PC von Bios auf Uefi umstellen

Längst nicht alle Computer laufen im echten Uefi-Modus, obwohl dies möglich wäre. Weil er gegenüber dem sogenannten Legacy- oder CSM-Betrieb (Compatibility Support Modul) eine Reihe von Vorteilen bietet und die Umstellung vom CSM- in den Uefi-Betrieb mithilfe des in Windows 10 integrierten Dienstprogramms MBR2GPT.EXE vergleichsweise einfach möglich ist, bietet er sich in aller Regel an. In einigen Fällen stellt er sogar die einzig sinnvolle Option dar. Sieht man von (etwa mehr als etwa zehn Jahren) alten Computern ab, lassen sich nur Systeme mit installiertem 64-Bit-Betriebssystem in den Uefi-Modus umstellen. Der Bios-Uefi-Wechsel ist auch dann sinnvoll, wenn der PC bereits mit 64 Bit läuft.

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32 oder 64 Bit: Was ist installiert? Ist der Prozessor kompatibel?

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Die beiden Fragen, mit welcher Architektur Windows auf Ihrem PC installiert ist und ob die Rechner-CPU überhaupt 64-Bit-kompatibel ist, lassen sich schnell über die Tastenkombination Windows-Pause beantworten. Die Basisinformationen zeigen in der Mitte bei „Systemtyp“ die aktuell installierte Windows- und die CPU-Architektur. Ist bei Ihnen 64-Bit-Betriebssystem“ und „x64-basierter Prozessor“ vermerkt, brauchen Sie nichts zu machen. Finden sich dort die Einträge „32-Bit-Betriebssystem“ und „x86- basierter Prozessor“, können Sie nichts machen. „x86“ steht wie üblich als Synonym für 32 Bit, hier also für eine 32-Bit-CPU, auf der die modernere Softwarearchitektur nicht laufen würde.

Ändern können und sollten Sie etwas bei der Kombination „32-Bit-Betriebssystem“ und „x64-basierter Prozessor“. Weil der PC in diesem Fall die Möglichkeiten der leistungsstärkeren Softwarearchitektur nicht ausschöpft, empfiehlt sich der Wechsel auf die 64-Bit-Plattform. Details zum Umstieg lesen Sie im Kasten auf Seite 57. Einen neuen Produkt-Key benötigen Sie übrigens nicht. Jeder bereits aktivierte Windows- 10-PC wird beim Plattformwechsel automatisch erneut aktiviert.

Die richtige Software-Variante ermitteln und installieren

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Obwohl 32-Bit-Software wie erwähnt auch unter auf Windows 10 64 Bit läuft, empfiehlt es sich in aller Regel doch, falls verfügbar, die 64-Bit-Variante zu verwenden: Performance-Messungen zeigen, dass diese meist schneller ist. Doch woher weiß man beim Installieren eines Programms nun, welche der beiden möglichen Plattformvarianten man gerade installiert?

Existieren von einem Tool zwei getrennte unterschiedliche Versionen, lassen sie sich meist über ihre Benennung unterscheiden: entweder über „32 Bit“ beziehungsweise „64 Bit“ oder über den Zusatz „x86“ respektive „x64“. Falls diese eindeutige Kennzeichnung fehlt, klicken Sie mit der rechten Maustaste auf die Installations- oder Ausführungsdatei, wählen im Kontextmenü „Eigenschaften –› Kompatibilität“ und aktivieren die Option „Programm im Kompatibilitätsmodus ausführen für“. Erscheinen in der Liste auch die Einträge von Windows 95, 98, ME und XP, handelt es sich um die 32-Bit-Version. Beschränkt sich die dargestellte Auswahl auf Windows Vista, 7 und 8, um die 64-Bit-Variante.

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Hinweis: Unter Umständen müssen Sie für diese Prüfung die eigentliche Installations- oder Ausführungsdatei aus einem selbstextrahierenden Archiv erst entpacken.

Gibt es von einem Programm (scheinbar) nur eine Version, wird abhängig von der installierten Betriebssystemplattform automatisch die „passende“ installiert: also 32 Bit bei einem 32-Bit-Windows, 64 Bit bei einem 64-Bit-Windows. Bereits laufende Software prüfen Sie, indem Sie mit der Tastenkombination Strg-Umschalt-Esc den Taskmanager öffnen, unten auf „Mehr Details“ klicken und ins Register „Details“ wechseln. Darin klicken Sie auf einen der Spaltenköpfe (zum Beispiel auf „CPU“), gefolgt von „Spalten auswählen“. Aktivieren Sie im nächsten Schritt die Option „Plattform“; der Taskmanager zeigt nun zu jedem Programm („Prozess“) dessen Architektur. Möchten Sie bei einem 32-Bit-Eintrag wechseln, sehen Sie beim Hersteller oder im Internet nach, ob die betreffende Software auch in 64 Bit existiert. Bevor Sie sie jedoch austauschen, schließen Sie über eine Onlinerecherche mögliche Kompatibilitätsprobleme mit einer von Ihnen verwendeten Zusatzsoftware aus: Bei Microsoft Office 64 Bit bereiten beispielsweise diverse ältere Plug-ins Probleme.

Windows von 32 auf 64 Bit umsatteln

Einen Schalter zum Umstellen oder ein „Upgrade“ von der 32- auf die 64-Bit-Plattform existiert nicht. Windows 10 muss vielmehr als 64-Bit-System ganz neu installiert werden. Einen neuen Produkt-Key benötigen Sie nicht, weil sich das neue Betriebssystem automatisch aktiviert. Steht ohnehin eine Neuinstallation an, empfiehlt sich, diese auf 64-Bit-Architektur vorzunehmen.

Bevor Sie sich ans Setup machen, suchen Sie für ältere Geräte wie beispielsweise Scanner nach einem 64-Bit-Treiber, gegebenenfalls einen für Windows Vista. Sichern Sie auf dem bisherigen 32-Bit-System alle wichtigen Daten mit Aomei Backupper , partitionieren gegebenenfalls die Festplatte mit Easeus Partition Master um, laden mit dem Media Creation Tool oder Windows ISO Downloader die aktuelle und zu Ihrem Produkt-Key passende 2004er-Version (Home oder Pro) von Windows 10 in 64 Bit und konfigurieren mit Rufus portable den USB-Installationsstick so, dass die Festplatte im GPT-Partitionsschema und der Rechner im echten Uefi-Modus läuft.

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Autor: Peter Stelzel-Morawietz

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